Traisaer Schule / Mühltal

Schulchronik

Unser schönes Jugendstilhauptgebäude wurde 2006 hundert Jahre alt.

Seit 1813 gab es in Traisa eine einklassige Schule, d.h. jüngere und ältere Schüler wurden gemeinsam in einer Klasse im Schulhaus, dem heutigen Wohnhaus in der Darmstädter Straße 4 in Traisa, unterrichtet.  Im Jahre 1876 musste auf Geheiß höherer Behörde wegen Überfüllung der einzigen Klasse mit bis zu 150 Schülern eine weitere Klasse eingerichtet werden. Aufgrund dessen bekam Traisa 1834 ein neues Schulhaus, das heute noch bekannte Wohnhaus in der Ludwigstraße 72 in Traisa. Man trennte die 6-10jährigen von den älteren Schülern. Die Klasse I verblieb im neu errichteten Schulhaus und die Klasse II nutzte den heutigen Sitzungssaal im Traisaer Rathaus. Durch den Eisenbahnbau und den Bau der heutigen B 449 begann in Traisa eine rege Bautätigkeit, da es jetzt eine günstige Verkehrsanbindung in die Landeshauptstadt gab. Bald war nun die Klasse II mit 103 Schülern nach den damaligen Richtlinien zu groß. Es wurde wieder ein geeigneter Raum gesucht. Der Vorschlag, einen Wirtshaussaal zu mieten, wurde abgelehnt.

Auf Drängen des Großherzoglichen Kreisamtes beschloss der Gemeindevorstand unter dem Vorsitz von Bürgermeister Walter ein ganz neues Schulhaus zu errichten.

Friedrich Wegt (Rektor von 1971 bis 1989) hat dazu folgendes Protokoll vom 07.01.1905 gefunden:

„Es wurde über die Errichtung des Schulhauses beraten und wurde beschlossen, dass dasselbe 4 Schulsäle erhalten soll und eine Lehrerwohnung, jedoch soll der eine Schulsaal parterre vorerst nicht fertig gestellt werden und soll bis zu dessen späteren Benutzung als Schulsaal vorerst als Raum für Löschgeräte dienen.“

Aus einer weiteren Niederschrift der Sitzung vom 20.03. 1905 geht hervor, dass zur Erwerbung eines Schulhausplatzes ein Gelände in der Darmstädter Straße ins Auge gefasst wurde, da es am billigsten war.

Das Gelände wurde gekauft und der Bau sollte beginnen, dazu hat die Kreisbauinspektion Darmstadt den Bürgermeister gebeten eine Gemeinderatssitzung für Samstag., den 15. Juli 1905  einzuberufen, da die Arbeiten für den Schulhausbau vergeben werden sollten. Baubeginn war der 31.07.1905

Verantwortlich für Planung, Vermessung und Ausschreibung war das Kreisbauamt Darmstadt. Mit der Bauleitung wurde der einheimische Kreisstraßenbaumeister Weber beauftragt. Die Bauarbeiten wurden von ansässigen Traisaer Firmen übernommen.

Die Mauererarbeiten erledigte das Bauunternehmen Wendel Leißler I. und Johann Wendel Leißler III. Die Dachdeckerarbeiten wurden von Joh. Becker II. Die Schlosserarbeiten von Hch Rindfrei und die Schreinerarbeiten von Hch Spieß übernommen.

Über eine offizielle Grundsteinlegung fand Herr Wegt keine Unterlagen. Später, während des Bauens, mauerte man zwischen dem unteren und dem ersten Stockwerk des Schulhauses einen Stein ein, der die Inschrift trägt „Erbaut 1905“.

Die feierliche Einweihung fand am 14. Oktober 1906 statt

Aus dem Protokoll vom 6. 10. 1906 ist für die Einweihungsfeier zu entnehmen:

·        Es wurde eine Musikkapelle von  7 Mann engagiert.

·        Es wurde ein Einweihungskomitee von Schulvorstand und den Traisaer Vereinen   gebildet

·        Die Dekoration des Schulgebäudes soll Sattler Brehm übernehmen.

·        Alle Schulkinder erhalten 10 Pf.-Brezeln von der Gemeinde

·        Zwei Fahnen werden für die Einweihung angeschafft.

In der Chronik der Evangelischen Kirchengemeinde Ndr.-Ramstadt Jahrgang 1906, Seite 179 fand Herr Wegt folgenden liebevollen Bericht  des Pfarrvikars Becker:

„Eine (andere) Einweihungsfestlichkeit fand in Traisa statt. Das neue, stattliche Schulhaus wurde am 14. Oktober von dem Schreiber dieses dem Gebrauch übergeben. Es ist eine bauliche Zierde des Ortes und bei seiner Größe und Höhe weithin sichtbar, da es die umgebenden, niedrigen Häuser bei weitem überragt. An dem schön verlaufenden Fest beteiligten sich im Festzug mit Musik sämtliche Vereine Traisas. Man versammelte sich zuerst an dem Ausgang des Ortes gegen den Dippelshof zu, durchzog den Ort zu den alten Schulräumen (im Rathaus und im jetzigen Wohnhaus des Lehrers Wolf). An beiden Plätzen hielten die Lehrer Wolf und Krämer kurze Ansprachen, in denen sie die Geschichte der Schule und ihres allmählichen, starken Emporblühens gedachten und Abschied nahmen.......

Hier muss erwähnt werden, dass das neue Gebäude nur so großzügig gestaltet werden konnte, weil Oberstleutnant Bullrich, der damalige Besitzer des Dippelshofes, ein Drittel der Gesamtkosten  übernahm.
Da damals oft mehr als 60 Kinder in eine Klasse gingen, war nun für lange Zeit genug Platz geschaffen.
Nach dem 2. Weltkrieg  wuchs die Schülerzahl so an, ein weiterer Schulhausbau notwendig war.

Am 21.1. 1959 konnte der „alte Pavillon“ mit zwei Klassensälen und einer neuen Toilettenanlage in einer kleinen Einweihungsfeier der Schulgemeinde übergeben werden.

Ab dem Schuljahr 1980/81 war die Traisaer Schule nur noch Grundschule, da die Pfaffenbergschule nun für alle Mühltaler Kinder die zuständige Haupt- und Realschule war.

Durch die Erschließung einiger Neubaugebiete und weiter wachsender Schülerzahl war der gewonnene Platz bald wieder aufgebraucht. Im Jahre 1998 musste neu gebaut werden. Der Landkreis entschied sich damals für eine schnelle und  billige Fertigbauweise. Leider musste die Baufirma während des Baues Konkurs anmelden und der  neue Pavillon wurde nicht pünktlich fertig. Dankenswerterweise stellte uns die Feuerwehr ihren Schulungsraum zur Verfügung, so dass eine Klasse bis zum Bauende des neuen Schulgebäudes dort untergebracht werden konnte.  

Die Traisaer Schule war und ist geprägt von dauernder Raumnot, inzwischen besteht wieder Platzmangel, weil die 1991 begonnene Betreungsgruppe so stark angewachsen ist, dass wir für die Betreuung noch zwei weitere Räume benötigen und uns ein großer Musiksaal und ein etwas größeres Büro sehr fehlen. Da aber zur Zeit von der öffentlichen Hand kaum Mittel zu erwarten sind, hoffen wir auf einen so großzügigen Sponsor wie Oberleutnant Bullrich.

Wolfgang Böhl (Rektor bis Jan. 2013)